Weil ich es kann …

…und was mir gerade einfällt…

Rudy

Written By: OhneWorte - Apr• 25•11

Eigentlich hätte es ja ein Liebesgedicht werden sollen. Aber leider kann nicht reimen und ein schönes Liebesgedicht sollte sich ja schon reimen. Mal ganz davon abgesehen, dass das Thema doch auch schon sehr ausgelutscht ist.

Deshalb habe ich mir gedacht, schreibe ich doch lieber etwas über eine Sache, welche doch meist deutlich länger hält als die Liebe, wie zum Beispiel über Raufasertapete.

Warum um alles in der Welt sollte man etwas über Raufasertapete schreiben, denkt ihr euch jetzt bestimmt.

Natürlich könnte ich jetzt mit einem Argument kommen wie etwa, da es ja sonst niemand tut, wäre es etwas neues, innovatives und hätte somit von Natur aus einen hohen künstlerischen Aspekt. Also quasi Kunst per Definition.

Das ist mir aber eigentlich egal. Mir geht es hier nicht um Kunst, auch ist es doch recht fragwürdig, ob ich mich wirklich als Künstler bezeichnen kann und will. Mir geht es eher darum, dass Raufasertapeten eine verkannte und  triste Existenz führen und ertragen müssen. Und dies, obwohl sie uns doch den ganzen Tag umgeben, uns ein heimeliges Gefühl vermitteln und sogar immer wieder Geborgenheit. Dies alles manchmal sogar fast ein Leben lang.

Einen besonders dramatischen Fall möchte euch heute vorstellen, es geht um Rudy, Rudy die Raufasertapete.

Hier beginnt das ganze Drama auch schon, denn Rudy ist nämlich eine Frau.
Wenn ihr euch nun fragt, warum eine weibliche Raufasertapete Rudy heißt, dann ist das wie ich finde eine durchaus berechtigte Frage. Beantworten kann ich sie zwar auch nicht, aber immerhin habe ich eine Theorie dazu.

Rudy sollte eigentlich Ruby heißen. Doch leider sind Rudys Eltern Legastheniker und haben es nicht gemerkt, dass sie ihre Tochter Rudy an statt Ruby getauft hatten. ^^ Also das ‚b‘ und das ‚d‘ vertauscht haben. Dies stellte sich zwar irgendwann heraus, doch machte sich dann niemand mehr die Mühe Rudys Namen zu ändern. Dies führte selbstverständlich zu einer schweren Kindheit. Wie sich jeder leicht vorstellen kann, wird ein kleines Mädchen namens Rudy von ihren Altersgenossen doch schon stark gemobbt. Dies ist für eine kleine Raufasertapete natürlich nicht gerade leicht zu verkraften. Zu allem Überfluss wird sie dann, als ausgewachsene Tapete, von uns einfach ignoriert.

Allerdings ist diese Theorie nur schwer haltbar, wenn man bedenkt, wer denn üblicherweise die Eltern einer Raufasertapete sind. Normalerweise sind Raufasertapeten das Ergebnis, wenn eine Flunder sich mit einem Rauhaardackelweibchen paart. Und weder eine Flunder noch ein Rauhaardackel können für gewöhnlich schreiben. Die Legasthenie ist hier aber auch nicht an Rudys Namen schuld. Viel mehr war es der Sprachfehler von Rudys Vater, der Flunder Heinz Fischerbutter. Ja, er heißt tatsächlich so, denn wie die wenigstens wissen, ist es bei Flundern seit Jahrhunderten Tradition, sich einen Nachnamen zu wählen, welcher irgendwo das Wort ‚Fisch‘ enthält. Jedenfalls kann Hainz beim Sprechen das ‚b‘ und das ‚d‘ nicht auseinander halten. So kam es dann eben auch, dass die kleine Raufasertapete Rudy, Rudy getauft wurde und nicht wie eigentlich geplant Ruby. Da aber all dies scheinbar noch nicht genug war, hat sich Rudys Vater das Leben genommen, an Rudys fünftem Geburtstag.
Hainz Fischerbutter hatte sich beim Schwimmen erhängt, mit einer Angel natürlich, und ist dann ertrunken. Das Ganze war doch sehr tragisch.

Wie sich nun auch unschwer erkennen lässt, hat Rudy doch eine äußerst schwere Kindheit hinter sich. Doch selbst heutzutage, wird Ruby nicht gewürdigt, sie hängt weiß an einer Wand und wird kaum beachtet. Aufmerksamkeit bekommt sie nur, wenn jemand etwas an ihr aufhängt, einen Nagel durch sie hindurch schlägt oder eine Fliege an ihr zerquetscht.
Dabei wäre Rudy doch so gerne bunt. Von Zeit zu Zeit würde sie sich gerne eine andere Farbe zu legen.
Ich finde das auch sehr verständlich, ich würde auch nicht mein ganzes Leben in den gleichen Kleidern rumlaufen wollen. Manchmal braucht man eben doch etwas Abwechslung. Euch geht es da doch auch nicht viel anders.

Lediglich in Haushalten mit kleinen Kindern bekommen Raufasertapeten die Möglichkeit etwas Glück zu finden. Denn irgendwie schaffen sie es immer wieder die kleinen Kinder dazu zu bringen, dass sie die Raufasertapeten bemalen. Und kaum beginnen die Raufasertapeten vor Freude zu quicken, kommen auch schon die Eltern der Kinder. Diese schimpfen dann auch erst mal ordentlich mit den Kindern. Doch diese können ja nichts dafür. Und sobald sie die Kinder dann von der Raufasertapete gelöst haben, wird die Raufasertapete auch schon wieder weiß gestrichen.

Da ist es doch nur verständlich, dass sich eine Raufasertapete wie Rudy sich immer mehr in sich kehrt.
Darum rufe ich euch alle dazu auf, sich wieder mehr mit eurer Raufasertapete zu beschäftigen. Fragt sie doch einfach mal wie es ihr geht und macht ihr eine kleine Freude, irgendetwas Schönes. Nehmt euch zum Beispiel einfach ein paar Buntstifte und Malt sie bunt an.

Doch seit gewarnt! Da eure Raufasertapete erst wieder aus sich herauskommen muss, ist es ganz normal, dass wenn ihr beginnt mit ihr zu sprechen, ihr das Gefühl habt mit einer Wand zu reden.

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4 Comments

  1. Moritz sagt:

    Lesenswerter neuer Post! Ich werde da noch mal nachhaken!

  2. Sebastian sagt:

    …aber was, wenn ich Rudy bei einem langanhaltenden ausdauernden intimen Kontakt mit Markgott der Backsteinwand (sein vater hat bei der Taufe ungeschickt fluchen müssen…) unterbreche? Woher kann ich unterscheiden, ob mir meine Rudy nun die Vorder- oder Rückseite zukehrt?

    Vielen Dank im Voraus sehr geehrtes Dr. Sommerteam

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