Ich werde aufgewacht. Eine halbe Stunde vor meinem Wecker. Wie ihr euch denken könnt, ist es nicht der Wecker, welcher mich weckt. Nein leider sind es Handwerker, die am Balkon der Nachbarwohnung, neben meinem offenen Schlafzimmerfenster mir der Schlagbohrmaschine arbeiten. Jetzt weiß ich auch wofür das Gerüst am Haus gedacht ist.
Gut, wenn ich schon mal rechtzeitig wach bin, dann kann ich ja auch die Zeit nutzen um zu frühstücken. Mit einem dröhnenden Hämmern im Kopf schleppe ich mich in Halbschlaf zur Küche. Nach dem Gang in die Küche stelle ich fest, dass ich immer noch keinen Kaffee habe und Brot auch wunderbar als Backstein durchgehen könnte. Na dann wird es eben mit dem Frühstück mal wieder nichts.
Dann eben zumindest duschen um wenigstens irgendwie wach zu werden. Im Bad angekommen stelle ich mich unter die Dusche, drehe das Wasser auf, schaue nach oben und freue mich schon auf das Wasser. Doch leider bleibt es bei meiner Vorfreude. Aus dem Duschkopf kommen lediglich drei Wassertropfen. Tief durchatmend schlüpfe ich wieder in meinen Schalfanzug und ziehe mir meinen Bademantel über. Mit dem Telefon bewaffnet begebe ich mich ins Treppenhaus, dort hängt die Nummer des Hausmeisters.
So stehe ich nun in Bademantel und Hausschuhen im Treppenhaus und habe weder Geldbeutel, noch Handy oder Schlüssel dabei. Verdammt! Und die Wohnungstür ist zu. Da ich in meinem Telefon keine Nummern eingespeichert habe, kann ich gerade außer dem Hausmeister auch niemanden anrufen. Gut gemacht. Und jetzt?
Zum Glück habe ich bei Freunden einen Ersatzschlüssel deponiert. Leider wohnen die am anderen Ende der Stadt. Aber was will man machen. Ich schalte mein Telefon aus, da es mir gerade ohne hin nichts nützt und mache mich auf den Weg zur nächsten Straßenbahnhalte stelle. Dort angekommen muss ich zwar nicht lange, aber dennoch länger als erwartet auf die Straßenbahn warten.
Dafür muss ich in der Bahn nicht lange warten, bis ich von einem netten Herrn angesprochen werde. „Guten Tag! Die Fahrscheine bitte!“ Doch war dies nicht als nette Aufforderung gedacht. Dies war viel mehr ein Befehl, der Kontrolleur erwartete, dass ich sofort aufsprang und meine nicht vorhandene Fahrkarte zückte. Da ich dies nicht konnte, versuchte ich ihm meine Situation zu erklären. Irgendwie glaube er mir nicht, auch der Umstand, dass ich einen Bademantel trug, unterstrich meine Glaubwürdigkeit leider nicht. Auf jeden Fall forderte mich der nicht mehr ganz so nette Herr auf, ihm meinem Ausweis zu geben. Da ich dies aus offensichtlichen Gründen aber nicht konnte wurde noch unnetter. Scheinbar glaubte er mir immer noch nicht, dafür bat er mich aber gemeinsam mit seinen Freunden vor die Tür. Da vier gegen einen echt unfair ist ich auch keine Lust hatte, meinen neuen Bademantel ein zu sauen, folgte ich der dezenten Aufforderung.
So stand ich nun mit vier Menschen an einer Straßenbahnhaltestelle mitten in der Stadt in meinem Bademantel und wurde von ihnen mit nicht gerade netten oder erfreuten Blicken durchbohrt, während wir, wie mir gesagt wurde, auf die Polizei warteten.
Nach unendlich langen und unzählbar vielen Momenten fuhr auch ein dezentes silber-blaues Autor vor, aus welchem zwei auch nicht ganz nette Menschen stiegen, welche mich freundlich baten, zu ihnen in ihr Auto zu steigen, ich solle sie zur amtlichen Personenfeststellung begleiten. Irgendwie fanden sie meine Äußerung, dass meine Mutter mir verboten habe, zu Fremden ins Auto zu steigen, nicht ganz so amüsant wie ich gehofft hätte. Dafür fragten sie mich aber, ob ich etwas getrunken hätte und ich bereit wäre einmal in ein Röhrchen zu pusten. Da ich aber noch nicht einmal ein Kaffee getrunken hatte und ich dies den lieben Polizisten auch mitteilte, sowie, dass ich es deshalb auch nicht für nötig hielte, in das Röhrchen zu pusten, durfte ich die nächsten Stunden auf dem örtlichen Polizeirevier verbringen. Über die dortigen Vorgänge möchte ich lieber schweigen. Nur einen Tipp möchte ich euch geben, solltet ihr zum wiederholten Male von einem Schutzmann gefragt werdet, ob ihr etwas getrunken habt, hilft es wenige, wenn ihr antwortet: Nur drei Wachtmeister Herr Jägermeister.
Als ich endlich wieder auf freiem Fuß war, noch immer ohne Geldbeutel, Handy oder Schlüssel, machte ich mich auf den Weg zu meinen Freunden. Nach dem nun schon fast Abend war, müsste dort auch schon jemand zuhause sein. Nach dem das mit der Straßenbahn nicht geklappt hatte, machte ich mich zu Fuß auf den Weg.
Dort angekommen, habe ich auch tatsächlich jemanden angetroffen. Das Angebot, feiern zu gehen, musste ich leider ablehnen, da ich ja immer noch im Bademantel war und keinen Geldbeutel dabei hatte.
So hatte ich endlich meinen Schlüssel errungen, war aber immer noch in der misslichen Lage weder Geldbeutel noch Handy zu haben. Da das heute Morgen schon nicht mit der Straßenbahn geklappt hatte beschloss ich, es lieber sein zu lassen und diesmal gleich auf Schusters Rappen nach Hause zu reiten. Dabei lernte ich immerhin eine wichtige Lektion: Meine Hausschuhe sind zuhause echt super angenehm, aber sie eignen sich nicht um weite Strecken zu laufen.
Zuhause angekommen, hatte ich immer noch kein Wasser, erfuhr aber, dass dies Problem wohl das ganze Haus betraf. Allerdings liege der Fehler nicht bei uns im Haus, sondern bei den Stadtwerken. Aber immerhin sollte es bald wieder fließen. Das tat es vor kurzem endlich auch wieder.
Und jetzt? Nun ja, ich sitze gerade bei Tee im Bademantel da und warte darauf, dass die Welt besser wird.
Toll, dass hier regelmaessig soviel Zeit vor dem Computer verbracht wird.