5:30 Uhr – der Wecker klingelt… viel zu früh! Ich versuche den Wecker zu erschlagen. Haue ins Leere. Verdammt, habe den Wecker gestern ja an andere Ende des Zimmers gestellt um aufzustehen. – Die Arbeit ruft. – Gezwungenermaßen stehe ich auf. Verdammt ist das kalt. Fröstelnd, fluchend und noch im Halbschlaf suche ich meinen Wecker. Versuche das Klingeln zu orten. Es scheint vom Schreibtisch zu kommen.
Oh, man! Denke ich mir. Da war ich gestern aber echt mal wieder fies. Da habe ich echt den Wecker auf meinen Schreibtisch gestellt. Auf den Teil meiner Wohnung, bei dem noch nicht einmal mehr ich mit gutem Gewissen von organisiertem Chaos sprechen kann. Und das will schon was heißen.
Während ich mich über meine Geistesgegenwart von gestern Abend ärgere wühle ich mich durch Berge von Papier, Kaffetassen und ein paar Süßigkeitenresten. Finde einen Stift. Den habe ich ja schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich sollte vielleicht mal wieder meinen Schreibtisch aufräumen. Da kommt mir meine „To-Do“-Liste ja gerade recht. Möchte sie gerade um „Schreibtisch aufräumen“ ergänzen, da sehe ich dass es ja eigentlich schon auf der „To-Do-Liste“ steht. Der erste Eintrag lautet „To-Do-Liste erstellen“. Ich finde das ist da schon mit dabei und lege sie wieder auf den Schreibtisch.
Der Wecker! Mein Wecker klingelt ja immer noch, man ist das Teil hartnäckig. Beschließe aber erst Kaffe auf zu setzen, damit sucht sich bestimmt besser. Wenige Augenblicke später schaue ich meiner Kaffemaschine zu, wie sie erst Wasser erhitzt und dass dann tropfenweiße über den Kaffe ergießt. Dass kann wohl echt noch eine ganze weile dauern, denke ich mir so und langsam ist mir auch echt kalt. Sollte duschen gehen. Dann wird mir warm und bis ich fertig bin, ist bestimmt auch der Kaffee schon fertig.
Wie erfrischend doch so eine Dusche sein kann. Jetzt noch ein Kaffe und dann kann der Tag beginnen. Wenn nur dieses nervige klingeln die ganze Zeit nicht wäre. Gehe in die Küche bewaffne mich mit Kaffe, suche die Milch aus dem Kühlschrank. Ah, da hinten hinter dem… hinter dem, ach was auch immer das mal war, so genau lässt sich das auch nicht mehr erkennen, aber noch winkt es mir nicht zu. Freue mich schon auf die Milch in meinem Kaffe, hatte ich schon lange nicht mehr. Giese mir Milch in den Kaffe. Mit einem leisen Platschen fällt ein Stück Milch in meinen Kaffee. Verdammt, da vorne stand auch noch eine ungeöffnete Tüte Milch.
Während ich unter lautem Fluchen feststelle, dass dies mein letzter Kaffe ist, in welchem gerade ein Stück Milch gemütlich vor sich in dümpelt, klingt es gerade an meiner Tür. Das Dauerklingeln an der Tür wir nur von einen heftigen klopfen an der selbigen unterbrochen. Ich brauche ein paar Momente, bis ich bemerke, dass es sich um ein anderes Klingeln handelt. Hauptsächlich mache ich das eigentlich an dem gelegentlichen klopfen fest.
Also gut, wenn jemand mich so unbedingt sprechen will mache ich mich eben auf den Weg zur Wohnungstür. Nach dem öffnen der Tür geht das Klingeln wieder in den nervigen Ton über. Aber immerhin dürfen meine übermüdeten Augen meine hübsche Nachbarin erblicken. Ich wollte sie ja schon immer mal auf einen Kaffe einladen, oder was ich eben gerade noch in meiner Küche finde. Habe es aber irgendwie noch nicht geschafft. Schnell streiche ich mein T-Shirt glatt und überprüfe, ob es nicht doch zu viele Flecken aufweißt. Da bemerke ich plötzlich, das ihre Haare doch sehr ungeordnet aussehen. Irgendwie ungewöhnlich. Auch steht sie in ihrem Bademantel vor mir und stemmt ihre Hände in die Hüften. Auch ihr Blick ist irgendwie komisch…
„Ist dein Bad kaputt?“ Frage ich sie, während ich mich freue, dass Träume wahr werden.
Ihre Erwiderung: „Kannst du mir vielleicht sagen, wie spät es ist?“ Irritiert mich dann doch sehr.
„Ähm ich glaube es dürfte so gegen 6 Uhr sein, aber keine Angst, du hast mich nicht geweckt. Du darfst auch gerne meine Dusche benutzen.“
„Weißt du zufällig auch, was für einen Tag wir heute haben? Na?“ Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie wegen irgendwas sauer ist. Das kann ich aber verstehen, wenn meine Dusch kaputt wäre, hätte ich wohl auch schlechte Laune. Nach einer kurzen Pause beantwortet sie sich die Frage selbst. „Heute ist Sonntag. Sonntag! Verstehst du? Es ist Sonntagmorgens 6 Uhr!“ Mit jedem Wort wird sie lauter und lauter, bis sie mich anschreit.
„Ähm, gut. Das mit deiner Dusche muss dich ja echt mitgenommen haben. Komm doch rein, du kannst gerne gleich Duschen.“ Ich denke mir, wenn ich ihr zeige, dass ich sie verstehe, beruhigt sie sich vielleicht wieder. Sonst weckt sie noch das ganze Haus.
„Sag mal bist du wirklich so blöd?“ Sie schreit immer noch, hat wohl doch nicht geholfen. „Es ist Sonntagmorgens 6 Uhr und dein Wecker klingelt schon seit einer Stunde auf deiner Fensterbank! Wenn du ihn nicht sofort ausmacht, rufe ich die Polizei und zeige dich wegen Ruhestörung an!“ Mit diesen Worten dreht sie mir den Rücken zu, stapft wieder in ihre Wohnung und schlägt die Tür hinter sich zu.
Vielleicht will sie ja doch nicht duschen, schade eigentlich. Aber na gut, dass muss sie ja wissen. Oh, verdammt, der Wecker. Klar das klingeln, wie konnte ich da nur vergessen, dass ist ja mein Wecker. Auf der Fensterbank? Warum habe ich ihn denn da hin gestellt? Und warum klingelt er?
Wie dem auch sei, ich gehe erst mal zur Fensterbank, öffne das Fenster. Und tatsächlich, da steht mein Wecker. „Wie kommst du denn hier her?“
Ich sollte ihn wohl besser ausschalten, bevor sich noch jemand über das laute klingen beschwert. Nehme den Wecker in die Hand und will ihn ausschalten. Da fällt mir auch wieder ein, dass die Taste zum ausschalten kaputt ist. Doof, aber deswegen habe ich ihn ja auch vor das Fenster gestellt. Was mache ich denn jetzt? Da mir nichts bessere Einfällt, werfe ich den Wecker einfach auf die Straße. Tatsächlich es hilft sogar, danach ist endlich Ruhe.
Mit schlafen ist jetzt aber auch nicht mehr. Ein Kaffee wäre super, allerding habe ich ja leider keinen mehr und es ist Sonntag. Was mache ich denn jetzt?
Ich könnte ja mal meine hübsche Nachbarin fragen, die ist ja schon wach und hat bestimmt noch Kaffe. Das klingt nach einem guten Plan, immerhin habe ich jetzt auch mal einen Vorwand sie zu besuchen.
Dein Alter Ego ist schon ein bisschen langsam… aber Sonntag um 6 Uhr früh kann das auch mal passieren ^^
Wie genial. 😀
So beginnen bei dir hoffentlich nicht alle Tage.